Reisekolumne von Wilfried Kochner
Diese Alpenregion im äußersten Nordwesten Italiens ist geprägt von vier gewaltigen Gebirgsmassiven: Monte Rosa, Monte Bianco, besser als Mont Blanc bekannt, Gran Paradiso und Matterhorn. Diese Giganten, alle über 4000 Meter, sind das Rückgrat des Aostatals. Doch trotz dieser atemberaubenden Landschaft gilt das Tal in Deutschland noch als Geheimtipp, führt doch der Weg ans Mittelmeer im Gegensatz zu Südtirol eher selten dort vorbei. Doch es lohnt sich. Das Aostatal hat eine tausendjährige Geschichte und ist ein Grenzgebiet zwischen Italien, Frankreich und der Schweiz mit sprachlichen, ethnografischen und traditionellen Besonderheiten, die es einzigartig machen. Es besteht aus einem zentralen Tal, das entlang des Flusses Dora Baltea verläuft und die Region in Längsrichtung durchquert und aus den Seitentälern, die rechts und links zu den Bergen hinaufführen.
Eindrucksvoll erhebt sich über dem Eingang zum Aostatal die Festung Bard. Ihre strategische Lage machte sie über Jahrhunderte hinweg zum militärischen Schlüsselpunkt – von der römischen Grenzsicherung bis zur berühmten Belagerung Napoleons im Jahr 1800. Die vollständig restaurierte Anlage ist heute mit verschiedenen Museen ein lebendiges Zentrum für Kultur, Geschichte und alpine Identität. Hauptstadt des Tals ist Aosta. Bei einem Besuch fällt der römische Grundriss auf. Die rechtwinklig zueinander verlaufenden Straßen werden von der antiken Stadtmauer begrenzt, die gut erhalten ist. Die Domus, die Porta Praetoria, das Theater, die Mauern und der Kryptoportikus sind Zeugnisse römischer Architektur und erinnern an die Pracht, die Aosta unter Kaiser Augustus, seinem Gründer, besaß.

Das nächste Highlight im Aostatal ist Courmayeur, ein beliebter Wintersportort mit ca. 100 Pistenkilometer. Im Sommer lohnt ein langer Spaziergang durch das historische Zentrum, ein herrlicher Blick auf den Mont Blanc inclusive. Ein Muss ist der futuristische Skyway Monte Bianco, die Seilbahn, die von der Talstation Entrèves bis zur Bergstation Punta Helbronner auf 3.466 Metern führt. Die Bahn besteht aus zwei Abschnitten mit einer Mittelstation auf 2.173 Metern. Während der Fahrt drehen sich die Kabinen um 360 Grad und ermöglichen so eine Rundumsicht auf das Mont-Blanc Massiv.
An der Mittelstation lädt der botanische Garten mit rund 800 Pflanzenarten aus alpinen Regionen ein und in den Sommermonaten verbinden Konzerte Natur und Kultur in außergewöhnlicher Umgebung. Doch „The Top of Italy“ liegt auf 3.466 Meter. Das Erlebnis auf der Bergstation „Punta Helbronner“ ist allein schon eine Reise ins Aostatal wert. Hier auf dem Dach von Europa bietet sich ein 360 Grad Blick auf die 4000er der Westalpen. Wer noch mehr Spektakuläres erleben will, fährt im Sommer vom Helbronner Gipfel mit der Seilbahn hinüber zur französischen Aiguille-du-Midi-Spitze (3777 m) mit wunderbarem Blick auf den Gletscher „Mer de Glace“ und Mont Blanc.
Als erholsamer Kontrast bietet sich nach der Rückkehr ein Besuch im Thermalbad Pré Saint Didier an. Am Fuße des Monte Bianco gelegen, zählt das historische Thermalbad zu den renommiertesten Wellnessadressen der Alpen. Inmitten einer eindrucksvollen Bergkulisse laden Thermalbecken unter freiem Himmel, Saunen, Dampfbäder und Ruhebereiche zu einem Erlebnis für Körper und Geist ein.
Nun lohnt ein Abstecher nach Gressoney-Saint-Jean. Dieses elegante und ruhige Städtchen liegt am Fuße des Monte-Rosa-Massivs mit seiner royalen Vergangenheit. Königin Margherita (1851-1926) wählte Gressoney zu ihrem bevorzugten Sommerurlaubsort und ließ dort Ende des 19. Jahrhunderts das märchenhafte Schloss Savoyen errichten. Das Schloss ist öffentlich zugänglich und bietet Führungen durch die original erhaltenen Räume sowie einen eindrucksvollen Blick auf das Monte-Rosa-Massiv. Hier beginnt auch der Königinnenweg, ein leicht und gut begehbarer 3,3 Kilometer langer Wanderpfad, den Königin Margherita einst regelmäßig nutzte.


Wer um den 20. Juni im Aostatal unterwegs ist und ein Freund des Oktoberfestes ist, muss den Bierfestschuppen in Weissmatten besuchen. Für Stimmung bei diesem Bierfest sorgen Volksmusik, internationale Klassiker und Bier aus der bayrischen Brauerei in Kühbach.
Von Gressoney ist es nur ein Katzensprung bis Staffal. Von hier geht es mit der Seilbahn bis zur Bergstation auf rund 2.400 Metern Höhe. Ein kurzer Fußweg führt zu dem idyllischen Gabiet-See. Kristallklares Wasser und ein beeindruckendes Bergpanorama machen ihn zu einem beliebten Ausflugsziel. Nicht unerwähnt bleiben darf, das das Aostatal auch ein Paradies für Feinschmecker ist. Die Königin unter den Käsesorten ist der Fontina-Käse, ein kulinarisches Highlight der luftgetrocknete Schinken aus Arnad, begleitet von einem Glas Nebbiolo-Wein und als Nachspeise Tegolo-Kekse, eine knusprige Haselnussspezialität. Das Aostatal ist eine Reise voller Emotionen.
Information und Buchung: www.lovevda.it/de
Unverbindliche Hotelempfehlung:
Aosta: www.hbaostahotel.com/en
Gressoney: www.htlscoiattolo.com/de



